Blog, Hinter den Kulissen

Fotografie als Traumberuf

Fotografie als Traumberuf. Lese ich immer wieder. Warum es vielleicht nicht ganz so ist und wieso ich diese Erkenntnis hatte, erzähle ich in diesem Blog-Beitrag.

Als People- und Porträt-Fotograf (pascaluehli.com) bin ich seit 2011 tätig und habe mir Schritt für Schritt meine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Es war immer mein Motto, dass ich diesen Weg so lange gehen würde, solange ich die Leidenschaft verspüre. Ich hatte nie die Absicht, zu 100% als Fotograf zu arbeiten, denn ich war fest davon überzeugt, dass dies meiner Leidenschaft schaden könnte.

Start in die Selbständigkeit als Fotograf

Für mich war die Fotografie schon immer eine Möglichkeit, meine kreative Seite auszuleben. Ganz im Gegensatz zu meinem anderen Teilzeitberuf im Büro, bei welchem strukturiertes und vorausschauendes Denken massgebend sind. 

Jedes Foto erzählt eine Geschichte, und ich fühle mich privilegiert, diese Momente einfangen zu dürfen. Deshalb gründete ich vor Jahren mein erstes eigenes Fotostudio unter dem Label deinportrait.ch. Mit jedem Shooting und jeder Begegnung wuchs mein Interesse an der Selbstständigkeit und so reduzierte ich über die Jahre stetig das Arbeitspensum im Büro, um mehr für die Fotografie zu tun.

Die Entscheidung, die Fotografie nicht ausschliesslich zum Beruf zu machen, war für mich die Richtige. Sie hat mir ermöglicht, die Freude an meiner Arbeit zu bewahren und meiner Leidenschaft nachzugehen, ohne dabei den Druck des Geschäftsalltags zu spüren. So dachte ich zumindest währen den ersten Jahren. 

Ich hatte über die Jahre an verschiedenen freien Arbeiten gearbeitet, vor allem in den ersten Jahren war ich aktiv. Als ich dann durch die Verlagerung vom Büroberuf zur Selbstständigkeit immer mehr auf die Einkünfte von Fotografie-Aufträgen angewiesen war, trat diese kreative Tätigkeit immer mehr in den Hintergrund. Ich merkte das spätestens als meine Arbeitsaufteilung 60/60 war (Bürojob/Selbständigkeit). Genau wer rechnen kann, merkt es gleich, 120% wenn nicht sogar mehr habe ich geackert.

Wie ich mich über Wasser hielt

Meine Selbstständigkeit als Fotograf zeichnete sich als ein finanzielles Auf und Ab aus. Ich darf rückblickend sagen, dass ich über die Jahre mehrheitlich treue Kunden hatte, die mich während den letzten Jahren stetig mit neuen Aufträgen beglückten. Dennoch war es immer ein Kampf.

Die grosse Schwierigkeit ist, ein regelmässiges Einkommen zu generieren. Meist sind die Aufträge auch eher spontaner Natur und selten weit im Voraus geplant. Zudem hatte ich entschieden, gewisse Fotografie-Angebote gar nicht anbieten zu wollen. So waren Hochzeiten nach den ersten paar Aufträgen für mich kein Thema mehr. Ich verspürte dabei keine Leidenschaft, egal wie gut bezahlt wurde.

Als eine weitere Problematik stellte sich die Kunden-Akquise dar. Ich bin heute noch davon überzeugt, dass es genügend Arbeiten für Fotografen gibt und man dadurch auch sehr gutes Geld verdienen kann. Aber das Thema, mit dem ich zu kämpfen hatte, war die Zeit. Ich habe während all den Jahren nie wirklich eine Akquise vorgenommen. Die Mundpropaganda hatte mir stetig Arbeit zugetragen, die mich finanziell gerade Mal so über Wasser hielt. Habe ich bei meinem Arbeitgeber im Büro erneut reduziert, war ich mit irgendwelcher Arbeit im Bezug zur Fotografie beschäftigt. Ich hätte wahrscheinlich auf die totale Selbstständigkeitskarte setzen müssen, um genügend freie Zeit zu bekommen, die bei einer allfälligen Kunden-Akquise durch Aufträge gefüllt worden wäre.

Hätte ich dabei meine Leidenschaft behalten? Ich bezweifle es.

Meine vier Einkommensquellen als Fotograf

  • Bewerbungsfotos
  • Immobilienfotos
  • Kooperationen mit Firmen
  • Fotografieworkshops

Fotograf sein ist ein Traumberuf, das wird einem immer wieder über Social Media vor Augen geführt. Aber über den Arbeitsaufwand, der nicht direkt mit Fotografieren zu tun hat, von dem spricht kaum jemand. So kumulierte sich durch Rechnungen schreiben, Bilddaten nachbearbeiten, Kunden Back-up erstellen, Website anpassen, Social Media füttern und so weiter unzählige Arbeitsstunden, die nichts mit der Leidenschaft zu tun hat. Ich behaupte, das Verhältnis liegt bei 1:4. Eine Stunde Fotografie bedeutet in irgendeiner Form 4 Stunden administrative Arbeit. Und glaubt mir, es gibt viel Arbeit neben dem Fotografieren.

Meine fünf grössten administrativen Aufwände als Fotograf

  • E-Mails bearbeiten
  • Website aktuell halten
  • Workshop organisation
  • Buchhaltung
  • Social Media

Natürlich gibt es unzählige Tools, Tipps und Coaches, wie man was besser machen kann. Aber in erster Linie wird einem da nur klar gemacht, was man alles aus „deren“ Sicht falsch macht und worauf der „Best Case“ aufbaut. Eine perfekte Lösung für sich selbst gibt es nicht, die Lösung muss man schon selber finden.

Die Erkenntnis und wie ich damit umgehe

Als Fotograf ist es entscheidend, die Leidenschaft für die Fotografie zu bewahren. Doch Mitte 2022 merkte ich, dass ich nur noch am Arbeiten war und die ursprüngliche Begeisterung für meinen Beruf allmählich verlor. Der Zeitmangel wurde zu einer Belastung und ich spürte, dass ich dringend etwas ändern musste, um meine Leidenschaft zurückzugewinnen.

In dieser Phase begann ich intensiv darüber nachzudenken, warum ich überhaupt Fotograf werden wollte und was mir an dieser Tätigkeit einst so viel Freude bereitet hatte. Mir wurde klar, dass es nicht nur um das technische Know-how und das Erschaffen ästhetischer Bilder ging, sondern vielmehr um die Möglichkeit, Geschichten zu erzählen und Menschen durch meine Aufnahmen zu berühren.

Mit diesem Bewusstsein begann ich zu überlegen, welche Prioritäten ich mir setzen wollte. Ich entschied mich deshalb anfangs 2023 die Selbstständigkeit als Fotograf drastisch zurückzuschrauben, um dafür wieder mehr bei meinem langjährigen Bürojob zu arbeiten.

Die topp 5 Gründe die mich zum Umdenken bewogen

  • Keine Zeit für irgendetwas zu haben.
  • Kleinigkeiten waren schnell zu viel.
  • Ein voller Terminkalender.
  • Zu viele Sachen die ich eigentlich erledigen wollte, aber nicht dazu kam.
  • Jede freie Minute die ich hatte, wollte ich nicht mit Fotografie zu tun haben.

Ich sehe es nicht als ein Scheitern, viel mehr als eine Chance, erneut mit grosser Freude an neue Projekte und Ideen ran zu gehen. Als Fotograf zu arbeiten, aber ohne finanziellen Druck und wenigen Kundenverpflichtungen gegenüber. In einem 20/80 Arbeits-Verhältnis, erhoffe ich, ausgeglichener und freier zu sein. Zudem eine geringere Belastung durch finanzielle Sorgen, wenn ich dann auch mal ein paar Stunden für eine freie Arbeit oder Blog-Beitrag verwende, statt einem Auftrag nachjage.

Mit dem kleinen Arbeitspensum, welches ich dann noch übrig habe, freue ich mich aber weiterhin meine langjährigen Firmenkunden weiter zu betreuen. Ich glaube, man nennt das eine win, win, win Situation. Bürojob = win, langjährige Firmenkunden = win, Leidenschaft = win.

Aber keine Angst, ich werde BeInspired nicht einstellen. Die Fotografieworkshops und der Blog bereiten mir grosse Freude. Ich freue mich auf weitere Events und viele Inspirationen.

Newsletter abonnieren

Jetzt BeInspired Newsletter abonnieren und erfahre, wenn es neue Blog-Beiträge oder es ein Update zu den Fotoworkshops gibt.