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Ist Vollformat der neue Standard?

Eines der wichtigsten Bauteile, nachdem sich auch der Kauf eines bestimmten Kameramodells richtet, ist der Sensor. Und da gibt es einige Unterschiede. Fangen wir einmal mit der Größe an.

Vollformat – wieso heißt das Vollformat?

Erinnern wir uns nochmal kurz an die Zeit, in der in der Kamera ein Film und kein Sensor die Bilder festgehalten hat. Um eine industrielle Verarbeitung zu ermöglichen, musste man ein Format festlegen. Man schaute dann über die Grenzen der Fotografie hin zum Kinofilm, der sich grade etabliert hatte. Und die einzelnen Bilder dort hatten ein Format von 36x24mm, also im Seitenverhältnis 3:2 mit einer Bilddiagonale von 43,3mm und 864mm² Fläche. Mit einem 50mm-Objektiv ergibt sich an einem Vollformatsensor einen Bildwinkel, der in etwa dem natürlichen Sehen entspricht. Der Begriff Vollformat ist etwas irreführend, er suggeriert das etwas „voll“ also „komplett“ ist. Dabei ist das Mittelformat größer als das Vollformat.

Warum sollte ich eine Kamera mit Vollformatsensor nehmen?

Der Vollformatsensor bietet einige Vorteile. So kann ich mehr Licht auf dem Sensor einfangen, und das bedeutet z.B. im Vergleich zum kleineren APS-C-Sensor kürzere Belichtungszeiten und/oder niedrigere ISO-Werte.

Bei einem APS-C-Sensor ist die Bilddiagonale kleiner. Der APS-C hat bei Nikon eine Größe von in etwa 24x16mm, das ergibt eine Bilddiagonale von etwa 28mm. Und wer jetzt nachrechnet bemerkt, dass die Diagonale etwa um den Faktor 1,5 kleiner ist – der Cropfaktor. Dieser Cropfaktor druch den kleineren Sensor bewirkt, dass sich der Bildwinkel meiner Objektive verkleinert und ich plötzlich bei einem 50mm-Objektiv den Winkel eines 75mm-Objektivs habe. Im Weitwinkelbereich merkt man das besonders, denn dann kann ich wirklich mit 18mm fotografieren und das Bild entsprechend gestalten. Würde ich die 18mm-Optik an eine APS-C-Kamera flanschen hätte ich nur noch den Bildwinkel eines 27mm-Glases.

Das Mehr an Lichtstärke und der Wegfall der Bildwinkelverengung ermöglicht mir auch eine bessere Freistellung meines Motivs – das ist z.B. für Portraitfotografen interessant. Auch lassen sich die Bilder im Nachhinein besser Beschneiden, es sind genug Pixel in entsprechender Größe da. Das Thema „Pixelpitch“, das hier durchklingt, hebe ich mir aber für einen extra Beitrag auf. 

Hat Vollformat auch Nachteile?

Definitiv ja! Vollformatkameras sind in der Anschaffung ebenso wie die Objektive teurer als bei APS-C. Die Objektive müssen ja einen größeren Sensor ausleuchten, und das bedeutet mehr Glas. Und mehr Glas heißt mehr Material und Gewicht. Und höhere Kosten.

Auch nicht zu vernachlässigen: die Dateien einer Vollformatkamera sind nicht die Kleinsten und brauchen auch einen PC der das verarbeiten kann und entsprechend Speicherplatz auf der Festplatte. 

Und manchmal kann ein vermeintlicher Vorteil des Vollformats zum Nachteil werden, wenn mein Motiv z.B. bei der Wildlifefotografie sehr weit weg ist. Da nehme ich doch die Bildwinkelverengung über den Cropfaktor gerne in Kauf.

Fazit: Vollformat würde ich nicht als Standard bezeichnen, eher als Bezugsgröße, z.B. für die Brennweiten und ihre Bildwinkel. Jede Sensorgröße hat ihre Vor- und Nachteile, die man für seine Fotografie abwägen muss. 

Und beim nächsten Mal dreht es sich hier um den kleineren APS-C-Sensor und den Four-Thirds-Sensor. Bis dann!

Mit was macht ihr eure Fotos? Schreibt es uns!

Euer Stephen


Beitrag aus der Community

Dieser Blog-Beitrag hat Stephen Probst geschrieben. 1968 in Stuttgart geboren, fotografiert er bereits seit 2010 mit grosser Leidenschaft und interessiert sich sehr für die Technischen-Aspekte in der Fotografie. Begonnen hatte er mit Landschaften, doch seit 2018 hat er sein Augenmerk auf die Portraitfotografie gelegt. 

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