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Fotoausstellung || Polar Silk Road von Gregor Sailer

Ich kannte die Arbeit von Gregor Sailer bisher nicht, doch als ich auf der Suche nach der nächsten U-Bahn Station durch die Strassen von Berlin Mitte gelaufen bin, weckte ein Blick in eine Fotogalerie mein Interesse an seiner Arbeit. In diesem Blog-Beitrag stelle ich euch Gregors Arbeit vor.

Warum hatte die Fotografie Galerie mein Interesse geweckt? Die von Gregor Sailer gezeigte Arbeit „The Polar Silk Road“ handelt über die Spannung am Nordpol. Dabei gibt er mit minimalistischem Bildstil einen Einblick in die Bestrebungen einzelner Länder, ihre Vormacht in der Arktis zu festigen. Die Ausstellung hat mich sogleich angesprochen, da ich nur zwei Tage davor aus Grönland zurückgekehrt bin und dort in Ilulissat im Kunstmuseum eine Ausstellung zum Thema „Wem gehört, der Nordpol“ besucht habe. Ich wollte wissen, inwieweit die Informationen übereinstimmten und ob ich noch mehr über das Thema erfahre.

„The Polar Silk Road“ von Gregor Sailer

Gregor Sailer, 1980 in Österreich geboren, ist dafür bekannt, komplexe Langzeitprojekte zu erarbeiten. So ist das Bildmaterial zu „The Polar Silk Road“ bei Temperaturen von bis zu -55 C° entstanden, dabei ist ein Großteil der Aufnahmen in Sperrzonen fotografiert worden, für die er langwierige Abklärungen für die jeweiligen Bewilligungen betrieb.

Die Ausstellung in den Räumlichkeiten der Alfred Ehrhardt-Stiftung ist mit interessanten Bildern gespickt, so erhält man einen guten Eindruck zur Lage und Infrastruktur einzelnen Länder rund um den Nordpol. Man bekommt dank der Aufnahmen einen Einblick in eine für uns normalerweise unzugängliche Region. So hat man Einblick in einen U-Boot-Bunker, eine Forschungsstation auf dem Grönland-Eis uvm.

In seinem Projekt behandelt Gregor Sailer den wirtschaftlichen Nutzen der Arktis, welcher sich durch die Klimaerwärmung ermöglicht und für geopolitische Spannung sorgt.

Da ich mich selber bereits mit dem Thema auseinandersetzte, habe ich mich bei Gregor Sailer mit ein paar Fragen gemeldet.


Das Fotografieren in der Arktis ist bei kalten Temperaturen bis -55C• eine besondere Herausforderung. Wie hast du dich darauf vorbereitet und auf welches Equipment hast du vertraut?

Ich arbeite mit einer analogen Fachkamera. Die reine Mechanik macht mich unabhängig von Energiequellen wie etwa Akkus. Das ermöglichte mir längere Arbeitsfenster im Freien. Natürlich vereist aber auch diese Kamera mit der Zeit. Ein großes Risiko bei solchen Temperaturen stellt das Filmmaterial dar. Negative zerfallen oder reißen ab einer Temperatur von ca. -50°C. Ich selbst trug meist Polarkleidung. Speziell das Vereisen der Lunge oder Erfrierungen an den Extremitäten passieren sehr leicht und schnell. Man muss schon achtgeben. 

Eine gute Vorbereitung, physisch und mental, aber auch konzeptuell und logistisch, ist Voraussetzung.  Oft jahrelange Genehmigungsverfahren, um Zutritt in Sperrgebiete zu erhalten, viele Rückschläge und Sackgassen, dann Sturmfronten, White-outs und extreme Temperaturen machten die Realisierung dieses Projekts zu einer großen Herausforderung. Trotz genauer Planung muss man eine gewisse Flexibilität mitbringen, oft verändern sich Planung und Aufnahmesituationen sehr kurzfristig und grundlegend, alleine schon wegen dem Wetter. 

Ich habe erfahren, dass du viele Langzeit Projekte machst, wie entscheidest du dich für ein Thema? 

Das ist in der Regel ein langer, oft jahrelanger, Reifeprozess. Aufbauend auf einem Grundinteresse an einer gewissen Thematik entsteht im Zuge intensiver Recherchephasen im Vorfeld ein genaues Konzept. Diese inhaltliche Ebene führt mich dann an die jeweiligen Orte. Ein Thema muss für mich aktuell und gesellschaftsrelevant sein. Natürlich muss es auch das Potential mitbringen, ein großes inhaltliches aber auch visuelles Spektrum aufmachen zu können.

Die Recherche- und Organisationsphasen nehmen einen wesentlichen Teil innerhalb der Projekte ein. Sie dauern Monate und Jahre. Ohne diese intensive Vorarbeit wäre gerade das Arbeiten in Sperrgebieten nicht möglich.

Fällt es dir bei der Menge an Bildmaterial, über die Jahre müssen es tausende von Bildern sein, nicht schwer dich für die finale Bildauswahl zu entscheiden?

Tatsächlich entstand über die Jahre sehr viel Material. Basierend auf meiner Annäherung an den Raum und das Bild, wird jedoch bereits vor der ersten Aufnahme eine grundsätzliche Selektion getroffen. Ich setze mich mit dem Raum auseinander und entscheide welche Objekte stark genug sind, um den Inhalt zu tragen. Das lenkt den Fokus auf die wesentlichen Aspekte des Themas und schafft eine Reduktion im Bild. Zudem habe ich stets nur eine begrenzte Anzahl an Negativen dabei. Was eine finale Buchauswahl betrifft, so hole ich meist zusätzlich externe Expertisen und Perspektiven ein. Das tut dem Ganzen gut, mir fehlt da oft die nötige Distanz. Eine Ausstellungsselektion treffe ich in der Regel aus der weit umfangreicheren Buchselektion.

Was war dein eindrücklichstes Fotografie-Erlebnis im Zusammenhang mit dem gezeigten Projekt?

Das Arbeiten auf dem Grönländischen Eisschild in Zentralgrönland war faszinierend. Das Eisbohrcamp ist nur über die Luft mit der US Air Force erreichbar. Hunderte Kilometer entfernt von jeglicher Zivilisation. Komplett flach bis an den Horizont, auf einer Höhe von ca. 3000 m. Ein surrealer Ort.


Fazit zu meinem Galerie Besuch

Da ich selber schon mehrmals in Grönland war, weiß ich, wie mühselig das Reisen in dieser abgeschotteten Region sein kann und welche Abenteuer diese mit sich bringen kann. Darüber berichte ich in meinem Reiseblog auf explorius.ch.

Mir hat die Ausstellung sehr gut gefallen, sie ist informativ, schön zusammengestellt und daher für alle, die sich um den Konflikt in der Arktis oder die Polarregion interessieren, absolut empfehlenswert. Ich war erfreut, dass viele der Informationen deckungsgleich zur Ausstellung in Ilulissat waren. Zudem habe ich noch das eine oder andere neue erfahren.

Die Alfred Erhardt Stiftung zeigt die Arbeit „The Polar Silk Road“ von Gregor Sailer vom 14.01. – 02.04.2023. Danach wird das Projekt an weiteren Orten zu sehen sein, so zum Beispiel ab 25.06. im Natural History Museum London.

Einen tieferen Einblick in die Arbeit von Gregor findet ihr auf der Internetseite gregorsailer.com . Einen Blick hinter die Kulissen gibt’s auf Instagram https://instagram.com/gregorsailer .

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