Kolumne: Der Stil der Fotografen – Zwischen Kunst, Mode und Mythos

Bei meinem letzten Besuch der Paris Photo fiel mir besonders auf, wie Fotografen nicht nur ihre Werke, sondern auch ihren Stil inszenieren – fast wie bei einer Modenschau.

Zwischen den Galerien stachen sie hervor: dunkle Kleidung, durchdachte Accessoires und eine Attitüde, die den Mythos des „künstlerischen Fotografen“ verkörpert. In Kunst- und Modekreisen, wo Erscheinung zählt, wird der Stil zum unverkennbaren Statement.

Oft ist die Kamera selbst dabei ein Symbol: Eine Leica-Kamera wird wie eine elegante Handtasche getragen, Ausdruck von Luxus und Exklusivität. Besonders auf Events wie der Paris Photo scheint die Kamera eine eigene Aussage zu treffen, die den Fotografen gleich doppelt inszeniert.

Doch bei allem Stil stellt sich die Frage, ob die Coolness eines Fotografen tatsächlich durch Outfit oder Kamera gemessen werden kann. Sicher, in der Modebranche wird gekonnter Stil vorausgesetzt. Ein durchdachtes Erscheinungsbild wird automatisch mit Ernsthaftigkeit assoziiert, was Aufmerksamkeit bringt. Aber reicht das, um Qualität zu definieren? Die Antwort, die ich mir beim Betrachten der Werke auf der Paris Photo gab, war ein klares Nein.

In der Kunst- und Modewelt entsteht wahre Coolness aus der Kunst selbst – aus dem Talent, visuelle Geschichten zu erzählen und Konventionen zu brechen. Die Leica und das „photographer black“ Outfit mögen die richtige Aura schaffen, doch letztlich zählt das Bild, das für sich selbst spricht. Die Paris Photo verdeutlichte mir, dass die Authentizität eines Fotografen durch seine Kreativität entsteht – und nicht durch das perfekte Outfit oder die teuerste Kamera.

Am Ende zählt, ob die Bilder eine Geschichte erzählen und für sich allein bestehen – unabhängig von Look oder Kamera als Accessoire.

Pascal Uehli ist seit 2011 als Fotograf tätig und widmet sich in seinen Kolumnen verschiedenen Themen rund um die Fotografie. Dabei teilt er seine Gedanken zu Alltagssituationen oder aktuellen Interessen. Mit einer Prise Ironie regt er die Leser zum Nachdenken an.